Revolution im Netz

Es rumort auf dem Land. Die Bauern haben die Möglichkeiten der Neuen Medien erkannt: Was im TV, Rundfunk und in Printmedien an falschen Fakten über Landwirtschaft auf Sendung geht, bekommt Feedback über die Kommentarfunktion oder auf Facebook. War es für einen einzelnen schwierig bis gar unmöglich, Reichweite in den Medien zu bekommen, so kann er heute dank Facebook & Co. im Nu viele Menschen im „Do-it-Yourself“-Verfahren erreichen.

Die AnzahBauernwikil von landwirtschaftlichen Betrieben mit einer eigenen Facebook-Seite steigt täglich. Hinzu kommen Themenseiten wie „Massentierhaltung aufgedeckt„, die von drei Agrarstudenten ins Leben gerufen wurde. Und auf der Facebook-Seite „Bauernwiki – Frag doch mal den Landwirt“ stellen Landwirtsfamilien sich und ihre Betriebe vor und stehen für Anfragen von Verbrauchern und Medienleuten zur Verfügung. Eingerichtet wurde die Seite jedoch nicht von einer Agentur oder einem landwirtschaftlichen Verband, sondern von einer Tierärztin. Sie hat auch den Ferkelaufzuchtbetrieb „Brokser Sauen„, den sie zusammen mit ihrem Mann führt, auf Sendung gebracht. Doch es tut sich noch mehr…

Die Präsenz landwirtschaftlicher Verbände und Organisationen in den sozialen Medien ist derzeit mit wenigen Ausnahmen gelinde gesagt „ausbaufähig“. Und wenn der Auftritt dort stark ist, wie in Schleswig-Holstein, muss er sich dennoch dem Vorwurf des Lobbyismus stellen. Verbandssprecher können also schreiben, was sie wollen: man wird ihnen eh nicht viel Gehör schenken. Stellt aber ein Landwirt oder Landwirtin sein Fachwissen oder seine Meinung selbst ins Internet, wiegen die Argumente mehr.

stallbesuchStellvertretende Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft gibt es auch von ganz anderer Seite: Das private Internet-Projekt von Thomas Wengenroth, www.stallbesuch.de. Er hat viel Freizeit aufgewendet, Filmbeiträge über die Tierhaltung zu erstellen und beschreibt die ersten Reaktionen nach dem Start seiner Seite in einem Beitrag auf Facebook: „Und dann muss man es eben auch machen.“ – Dennoch beginnen viele Anrufe von Journalisten mit der Frage „Wer finanziert Sie?“, sagt er.

Haben sich viele Gleichgesinnte vom Land in den sozialen Medien gefunden, entstehen neue gemeinsame Ideen. So konnte das Dilemma der Schweinehalter, wie sie nun nach Recht und Gesetz nicht lebensfähige Ferkel töten müssen, anschaulich in einem Video erläutert und gezeigt werden. Noch nie wurde anschaulicher gezeigt, was der Gesetzgeber da eigentlich fordert und welche anderen Lösungen es gibt.

Auch die Anzahl aktiver Weblogs von Landwirten steigt: Neu dabei seit 2014 sind www.netzlandwirt.de von Alois Wohlfahrt, www.landblogger.de von Olaf Henke. Durch einen Beitrag auf www.agrarblogger.de, der auf Fehler in einem Vorschauvideo von Quarks & Co hinwies, reagierte der WDR und lies vor Ausstrahlung der Sendung den Beitrag korrigieren. Das motivierte die Netzcommunity auf dem Land nun erst richtig, den Medienhäusern laufend Feedback über das Internet zu geben.

Die Kommunikation einer vielfältigen Branche wie der Landwirtschaft lässt sich nicht mehr zentral bestimmen und kontrollieren. Die „Bauernbefreiung 2.0“ hat begonnen: Landwirte und insbesondere Landwirtinnen nehmen ihre Öffentlichkeitsarbeit selbst in die Hand. Facebook & Co. machen es möglich.


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Comments

4 Antworten zu „Revolution im Netz”.

  1. Krick

    Viele gute Aktivitaeten.

  2. Hat dies auf Die Agrar-Blogger rebloggt und kommentierte:
    Es tut sich was im Netzwerk der Landwirte. Einzelne Betriebe nehmen die Öffentlichkeitsarbeit sehr engagiert in Angriff, und im Netz engagieren sich immer mehr Gleichgesinnte, die an dem Bild des Landwirts aktiv mitgestalten und informieren wollen. Weiter so. Ein Beitrag von Rainer Winter.

  3. Ja, wir Landwirte reden selber mit und lassen nicht mehr über uns reden.

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