Jan Grossarth: Die Vergiftung der Erde (Campus-Verlag, 512 Seiten)
Jan Grossarths neues Buch mit dem Untertitel „Metaphern und Symbole agrarpolitischer Diskurse seit Beginn der Industrialisierung“ ist seine Dissertation, also eine wissenschaftliche Veröffentlichung. Solche Arbeiten taugen in der Regel ja nicht gerade als Thriller für schlaflose Nächte, aber dieses Buch zieht einen dennoch in den Bann: Es ist darin ein Drama in fünf Akten versteckt. Für viele Landwirte und Landwirtinnen sind die vergangenen Jahre auch ein Drama: Die mediale und gesellschaftliche Kritik an den Produktionsweisen konventioneller Landwirtschaft nimmt ständig zu, sie fühlen sich inzwischen als die Prügelknaben der Nation. Bauernkinder in Schulen sind häufig Mobbing ausgesetzt. Und die Politik steht scheinbar still. Weiterlesen „Die Vergiftung einer Debatte – eine Rezension in fünf Akten“→
Prolog Kinder kennen heute mehr verschiedene Aliens, statt zu wissen, welche Lebewesen auf Feld und Flur ihr Unwesen treiben. Und das hat seinen Preis. Seit Landwirte und Städter Soziale Medien nutzen, blitzt und kracht es zwischen den verschiedenen „Welten“: Wusste vor einiger Zeit die eine Gruppe nicht viel, was die andere über sie denkt, so diskutieren heute beide Gruppen online. Wer Sozialen Medien vorwirft, sie würden die Menschen in Filterblasen mit Gleichgesinnten einkesseln, übersieht, dass diese Medien auch genau das Gegenteil davon tun: Sie bringen unterschiedliche Menschen zusammen, die bisher kaum miteinander kommuniziert hatten.
Der Leserbrief „Lieber Verbraucher“, den Dr. Willi Kremer-Schillings alias Bauer Willi im Januar 2015 verfasste, hat mit dem Buch „Sauerei“ nun eine umfangreiche Abrundung bekommen.
Bauer Willi erzählt aus seiner eigenen Biografie und von seinem Hof, und er zeigt dabei dem Leser, was sich in den vergangenen Jahrzehnten in der Landwirtschaft verändert hat. Denn der Fortschritt in dieser Branche wird von vielen Menschen immer noch ausgeblendet, während man gleichzeitig über neue Smartphones begeistert ist. Weiterlesen „„Bauer Willi“: Vom Wutbriefschreiber zum Buchautor“→
Es rumort auf dem Land. Die Bauern haben die Möglichkeiten der Neuen Medien erkannt: Was im TV, Rundfunk und in Printmedien an falschen Fakten über Landwirtschaft auf Sendung geht, bekommt Feedback über die Kommentarfunktion oder auf Facebook. War es für einen einzelnen schwierig bis gar unmöglich, Reichweite in den Medien zu bekommen, so kann er heute dank Facebook & Co. im Nu viele Menschen im „Do-it-Yourself“-Verfahren erreichen.
Die Anzahl von landwirtschaftlichen Betrieben mit einer eigenen Facebook-Seite steigt täglich. Hinzu kommen Themenseiten wie „Massentierhaltung aufgedeckt„, die von drei Agrarstudenten ins Leben gerufen wurde. Und auf der Facebook-Seite „Bauernwiki – Frag doch mal den Landwirt“ stellen Landwirtsfamilien sich und ihre Betriebe vor und stehen für Anfragen von Verbrauchern und Medienleuten zur Verfügung. Eingerichtet wurde die Seite jedoch nicht von einer Agentur oder einem landwirtschaftlichen Verband, sondern von einer Tierärztin. Sie hat auch den Ferkelaufzuchtbetrieb „Brokser Sauen„, den sie zusammen mit ihrem Mann führt, auf Sendung gebracht. Doch es tut sich noch mehr…
Vegan ist „in“ – die Medien berichten über vegane Ernährung rauf und runter. Viele Facebook-Seiten, auf denen Veganismus kritisiert wird oder es um Würste und Fleisch geht, werden mit einem Shitstorm empörter Veganer überzogen.
Als Gründe, weshalb mehr und mehr Menschen den Fleischkonsum verweigern, werden oft Tierschutzethik und Fleischskandale genannt und die „Massentierhaltung in der Agrarindustrie“ dafür verantwortlich gemacht. Biobauern unter den Tierhaltern wurden bislang nicht damit in Verbindung gebracht. (Ich erspare uns vorerst in diesem Beitrag, auf die Unterschiede zwischen Bio und konventioneller Haltung einzugehen. Schwarz-Weiß-Denken aufzubrechen ist aufwändig. Wird später nachgeholt.)
Im Frühjahr 2014 hat sich Derik Meinköhn, Grafiker beim Magazin Stern, über 60 Tage lang vegan ernährt – und will schließlich Veganer bleiben. Mit welcher Logik er zu diesem Schluss kommt, zeigt beeindruckend, wie rational die Diskussion um Ernährung geführt wird…
Landwirtskinder haben es schon schwer: Weil die Medien Landwirtschaft als Klischee „bewirtschaften“, müssen sie erleben, wie der Beruf ihrer Eltern auf Themen wie „Bauer-sucht-Frau“, Massentierhaltung, Pestizideinsatz und Lebensmittelskandale reduziert wird.
Wie soll das einer aushalten? Wo man in vielerorts an Schulen und in Vereinen zur Minderheit gehört? Wo inzwischen Lehrer und andere Berufsgruppen sich als kompetenter bei landwirtschaftlichen Themen halten und den Praktikern gerne sagen, wie man richtig Landbau und Tierhaltung betreibt – schließlich kann man ja ein Güllefass von einem Tanklastzug unterscheiden, oder?
– Acht Argumente für eine verbindliche Kommunikationskultur –
Das Internet hat unseren Alltag verändert. Die gesellschaftlichen Veränderungen sind so umgreifend wie bei der Erfindung des Buchdrucks. Auch die Auswirkungen auf die Wirtschaft sind immens. Nicht nur die Musikindustrie, die Printmedien oder die Telekommunikationsbranche stehen mitten im Umbruch, sondern auch die Kommunikation zwischen Anbietern und Konsumenten hat sich durch das Internet grundsätzlich verändert.
Es heißt zwar „Nichts verbindet so unverbindlich wie das Internet“, aber die Interaktivität des Internets erfordert in der (Unternehmens-)Kommunikation Verbindlichkeiten, die eine neue Vertrauensbasis bilden. Wie sich die gesamte Kommunikationskultur verändert, beschreibt dieser Beitrag.
Alexander Klaus / pixelio.de
1. Viele Verbraucher informieren sich heute regelmäßig im Internet
Rund zwei Drittel der Deutschen nutzen inzwischen wenigstens gelegentlich das Internet. Das stellten die ARD/ZDF-Onlinestudie 2008 und der (N)Onliner Atlas 2008 übereinstimmend fest. Und rund 40 Prozent nutzen das Internet mehrmals täglich, so die ACTA-Studie 2007 des Instituts für Demoskopie Allensbach. In der gleichen Studie gab rund ein Drittel der Befragten an, dass das Internet und der Computer für ihre tägliche Information unverzichtbar seien.
Wer heute noch glaubt, das Internet sei ein Nischen-Medium für Technikfreaks, der irrt: Immer mehr Menschen nutzen das Internet für die tägliche Information. Mehr als die Hälfte der Befragten in der ACTA-Studie holen aus dem Internet Produktinformationen und Preisvergleiche. Zahlreiche Untersuchungen (z. B. Yahoo+comScore, BIG Research, Forrester) zeigen, dass die Menschen sich erst online informieren, bevor sie im Laden kaufen. Der Verbraucher handelt besonders bei Konsumgütern nach dem Prinzip „Research online – purchase offline“.