Zum Start der Grünen Woche gab es zum ersten Mal ZWEI Agrar-Demos, die auf ihre Themen aufmerksam machen wollten: Die seit fünf Jahren etablierte www.wir-haben-es-satt.de Großdemonstration, die von Umwelt-, Natur- und Tierschutzverbänden und einigen Agrarverbänden organisiert wird. Diese hatte nach Angaben der Polizei rund 25.000 Teilnehmer. Neu ist die aus der Idee eines Flashmobs hervorgegangene „Wir-machen-euch-satt„-Demo von drei Landwirtsfamilien, die über 900 Landwirte innerhalb weniger Wochen zur Teilnahme motivierte (gezählt nach Ausgabe der gelben Aktionswesten).
Die Initiatoren

Tierärztin Nadine Henke, Landwirtin Kathrin Seeger und Marcus Holtkötter sind Schweinehalter und persönlich sowie mit den Familienbetrieben in sozialen Medien aktiv:
- www.facebook.com/pages/Brokser-Sauen/166745083502651
- http://twitter.com/BrokserSauen
- www.facebook.com/hofseeger
- http://twitter.com/seeger_kathrin
- www.facebook.com/pages/Holtk%C3%B6tter-Agrar/204110873013798
- http://twitter.com/bauerholti
- www.facebook.com/fragdenlandwirt – bzw. www.fragdenlandwirt.de, hinter dieser stehen rund 150 weitere Landwirtsfamilien, die darauf ihre Betriebe vorstellen und Themen nach dem US-Vorbild www.askthefarmers.com für Verbraucher aufbereiten und Anfragen der Nutzer beantworten.
Warum eine weitere Agrar-Demo?
In seinem Blog hat Bernhard Barkmann „Was soll das? Was soll “WIR machen Euch SATT”? anschaulich erklärt und welche Gründe es für Landwirte geben kann, nicht an der etablierten WirHabenEsSatt-Großdemo mitzulaufen. Wenn man die Kommentare auf Online-Artikeln bei Agrarmedien oder deren Facebook-Seiten liest, finden viele Landwirte die Aktion gut – manche finden diese natürlich auch doof und glauben, Bauer Holti & Co. lassen sich vor den Karren des Bauernverbandes spannen. Am Erfolg einer Bewegung möchten natürlich alle daran teilhaben.
Mit ihrer Initiative haben sie jedoch ihre Verbände vor sich her getrieben, öffentlich stärker Position für die Tierhaltung zu beziehen und neue Kommunikationsformen im Internet zu unterstützen. Erst als die Vorbereitungen zur Demo am Laufen waren, stiegen auch Bauernverbände in den schon fahrenden Zug mit ein.
Die Forderungen der Demos im Vergleich
Alle Forderungen der Demo „Wir-haben-es-satt“ sind auf ihrer Internetseite zu finden: Auf Fotos der Demo sieht man jedoch, wogegen etliche der Demonstranten eigentlich demonstrieren: Abschaffung der Tierhaltung, Veganismus, etc. Auch Agrarjournalist Klaus Strotmann war vor Ort und hat seine Eindrücke auf der Facebook-Seite der dlz geschildert – und bebildert.
Die Forderungen der „Wir-machen-euch-satt“-Initiatoren sind dagegen recht überschaubar: Sie wollen, dass die Politik und Gesellschaft mehr mit der Landwirtschaft redet als über sie. Dazu haben sie am 5. Januar 2015 eine Petition gestartet. Sie hat inzwischen über 3.800 Unterschriften, und jede trägt einen interessante Begründung, warum jemand diese unterzeichnet. Hier ein Einblick in diesen „emotionalen Barometer“ (am unteren Ende der Petitionsseite zu finden):
„Gerd Wessling:
Ich fühle mich als Landwirt , der sein ganzes Tun nach besten Wissen und Gewissen einsetzt zu Unrecht an den Pranger gestellt.Unser Betrieb besteht seit ca.500 Jahren und unser 20 ig Jährige Sohn möchte den Betrieb übernehmen,aber bei dem Image welches z.Z.in der Bevölkerung von Menschen die überhaupt keine Ahnung von moderner Landwirtschaft haben gestreut wird, ist dies noch fraglich.“
„Sandra Hiesinger:
Weil ich die pauschale und zum Großteil unseriöse Berichterstattung auf unsere moderne Landwirtschaft satt habe.“
„Birte Hinrichsen-Buhmann:
Weil ich möchte, dass unsere Kinder auch Landwirte werden können-ohne dafür beschimpft zu werden!“
„Ann-Catrin Dubbels:
Der Endverbraucher braucht eine dringende Aufklärung woher Lebensmittel kommen und wie hart Menschen dafür arbeiten müssen. Viele haben vergessen, dass Fleisch nicht auf den Bäumen wächst und man zu bestimmten Preisen, bestimmte Haltungen in Kauf nimmt. Viele sehen im Supermarkt keinen Schweinemäster, Hähnchenmäster oder welche Haltung (BIO oder konventionelle Haltungen) angeboten werden. Der durchschnittliche Endverbraucher sieht den Preis und kauft. Derselbe Endverbraucher sieht Reportagen und wird wütend über bestimmte Haltungen von Nutztieren. Jeder sollte seine Augen öffnen und sehen, wie weit sich die Landwirtschaft entwickelt hat und wie wichtig diese für uns ist! Wirtschaftlich, zum Wohle der Tiere und des Images des wohl ältesten und facettenreichsten Berufes den man erlernen kann, ist die ständige Entwicklung nach vorne von größter Bedeutung!“
Fazit
Viel Porzellan ist schon zerschlagen, vielen Bauern liegen die Nerven blank. Viel Fachwissen, Toleranz und Coolness sind nun im gesellschaftlichen Dialog an der Basis notwendig und müssen erst trainert werden.
Weitere Eindrücke:
Viele Videos von der Veranstaltung hat Thomas Wengenroth auf Seite http://www.stallbesuch.de/wir-machen-euch-satt-2/ eingestellt.
http://www.wir-sind-tierarzt.de/2015/01/vom-facebook-flashmob-zur-berlin-demo/
http://www.wochenblatt.com/landwirtschaft/nachrichten/wir-machen-euch-satt-9203.html
http://www.agrarheute.com/agrar-demos-bewegen-berlin-wir-machen-euch-satt
http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Landwirte-Demo-WIR-machen-EUCH-satt-startet-1648216.html
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/nordmagazin/Nordmagazin,nordmagazin27454.html
Bildergalerie: https://www.dropbox.com/sh/btskekddv0jnasn/AACATHfMFdL5d89kisG9BfOya
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